Sportvereinskultur ist jetzt „Immaterielles Kulturerbe“

  • 13. April 2021

Vielleicht hat schon mal jemand davon gehört: Neben den bekannten UNESCO-Kultur- und Natur-Erbestätten, die es auf internationaler, sowie auf nationaler Ebene gibt, werden auch erhaltenswerte Traditionen/Brauchtümer oder Fähigkeiten/Wissen mit dem Siegel „Immaterielles Kulturerbe“ in ein Verzeichnis aufgenommen und so gewissermaßen „geadelt“. Regelmäßig werden dafür neue Vorschläge eingereicht und von einer Kommission auf ihre Eignung überprüft.

Im März dieses Jahres ist die gemeinwohlorientierte Sportvereinskultur zu einem immateriellen deutschen Kulturerbe erklärt und in das bundesdeutsche Verzeichnis aufgenommen worden. Das ist gerade in dieser Zeit, in der die Sportvereine wegen der Coronapandemie zu weitgehender Passivität verurteilt sind, eine erfreuliche Anerkennung. Die Sportvereine befinden sich dabei in bester und äußerst interessanter Gesellschaft. Momentan enthält das Verzeichnis 126 Einträge der verschiedensten kulturellen Traditionen und Ausdrucksformen, wie beispielsweise

  • Deutsche Brotkultur
  • Handwerkliches Bierbrauen
  • Weinkultur in Deutschland
  • Kaspertheater
  • Streuobstanbau
  • Buchbinderhandwerk
  • Uhrmacherhandwerk
  • Kneippen (Wissen u. Praxis nach S. Kneipp)
  • Sternsingen
  • Rheinischer Karneval
  • Falknerei
  • Märchenerzählen
  • Schützenwesen in Deutschland
  • und, und, und…

übrigens gibt es auch eine ähnliche Liste auf NRW-Ebene. Sie enthält, und das wird unsere Schalke-Freunde freuen, zum Beispiel auch das „Steigerlied“.

Begründung für die Aufnahme der Sportvereinskultur (Auszug)

  • In Deutschland gibt es rund 90.000 Sportvereine. Etwa eine Million Vereinsmitglieder engagieren sich ehrenamtlich.
  • Sportvereine schaffen soziale Räume, bieten eine Vielzahl von Lehr- und Lernmöglichkeiten und fördern das Gemeinwohl.
  • Sportvereine übernehmen wichtige Funktionen, die die Angebote des öffentlichen Bildungssystems ergänzen. Im Vordergrund steht das Lernen über Bewegung, Technik und Taktik.
  • Sportvereine tragen zur Persönlichkeitsentwicklung ihrer Mitglieder bei. Sportler und Sportlerinnen lernen, Regeln zu akzeptieren, sich in ein Team einzubringen, mit den Grenzen der eigenen körperlichen Fähigkeiten sowie mit Erfolgen und Niederlagen im Wettkampf umzugehen. Fairplay und Toleranz sind hierbei Grundvoraussetzungen und nehmen einen hohen Stellenwert ein.
  • Sportvereine agieren aus der Mitte der Gesellschaft heraus und sind mit gesellschaftlichen Veränderungen unmittelbar konfrontiert.
  • Das Sportvereinswesen leistet einen wichtigen Beitrag zum Zusammenhalt der Gesellschaft und trägt mit seinen verschiedenen Engagementmöglichkeiten zur Entwicklung der Demokratie bei.