Chronik der Fußballabteilung
(MV) Im Jahr 2009 hat der OTSV ein großes Fest unter dem Motto „100 Jahre Sport in Pr. Oldendorf“ gefeiert. Im Mai des Jahres 2020 gab es ein weiteres Jubiläum: Der Ur-Verein unserer Fußballabteilung ist vor 100 Jahren ins Leben gerufen worden.
Bis 1900 war Fußballsport eher ein Vergnügen des gehobenen Bürgertums. Sein Durchbruch zum Massensport wurde nicht unwesentlich durch den Ersten Weltkrieg gefördert. Die militärische Führung nutzte die positive Wirkung des Sports zur Stärkung der Moral der Soldaten und zur Ablenkung vom Kriegsgeschehen. Wo immer sich eine Gelegenheit zum Fußballspielen bot, wurde gekickt. Stahlhelme bildeten die Tore, etwas „Rundes“ ließ sich immer finden. Nahezu jeder Soldat brachte diese Erfahrungen von der Front mit nach Hause.
Darum erlebte der Fußballsport nach dem Krieg in ganz Deutschland einen wahren Boom, so auch im ehemaligen Amt Pr. Oldendorf. In fast allen Dörfern wurden zwischen 1919 und 1922 eigenständige Vereine gegründet, in denen mit Begeisterung gekickt wurde. So gab es
- den Sportverein „Germania“ Offelten,
- den Sportverein „Olympia“ Harlinghausen
- den Sportverein „Olympia“ Getmold,
- den Sportverein „Ravensberg“ Schröttinghausen,
- den Sportverein Holzhausen,
- den Sportverein Börninghausen-Eininghausen
- und den Sportverein „Union“ Preußisch Oldendorf.
In Pr. Oldendorf gab es im Sommer 1919 zunächst den Plan, die neue „Sportbewegung“ aus Fußball, Leichtathletik und sonstigem Rasensport in den bereits seit 1909 bestehenden Turnverein Jahn einzugliedern. Doch für die Teilnahme an Meisterschaftsspielen im Fußballverband war die Anmeldung eines eigenständigen Sportvereins notwendig. Im damaligen Gasthof Vrehe fand am 21. Mai 1920 die Gründungsversammlung statt. Man einigte sich auf den Vereinsnamen Sportverein „Union“ Preußisch Oldendorf und die Vereinsfarben rot und weiß. Der erste Vorstand setzte sich zusammen aus dem ersten Vorsitzenden Sportlehrer Heinrich Stohlmann, Schriftführer und erster Spielführer Otto Blase, Mannschaftsbetreuer und erster Schiedsrichter Friseur Heinrich Meyer.
Nun wurde keine Zeit verloren, bereits am 20. Juni 1920 bestritt der Sportverein „Union“ sein erstes Fußballspiel. Bei Heimrecht wurde zunächst die „Wilken Wiese“ des Bauern Vortmeyer (an der Bergstraße, oberhalb des heutigen Gästepavillons) als Sportplatz genutzt, später „Spiegels Wiese“ in Engershausen. Die Fußballer marschierten gemeinsam mit Gesang zu ihrem Sportplatz, zu den auswärtigen Spielen fuhr man mit dem Fahrrad oder mit der Bahn. Bereits am 10. Oktober 1920 veranstaltete der junge Sportverein sein erstes Spiel- und Sportfest auf dem Marktplatz. Schon im Gründungsjahr spielte die Oldendorfer Mannschaft recht erfolgreich; zwei Siege sind hier besonders zu erwähnen: 7:1 gegen den TV „Grüne Eiche“ Stockhausen und 11:1 gegen TV Frisch Auf Levern. 1921 wurden die Oldendorfer Fußballer erstmals Kreismeister, damals bezeichnet als Sieger „im Rasensportverband für den Kreis Lübbecke“.
Die Inflationsjahre stellten die Oldendorfer Sportvereine vor große Probleme, aufgefangen wurden sie 1925 vom Kriegerverein unter der Leitung des Fabrikanten Wilhelm Vortmeyer. Sogar ein neuer Sportplatz stand zur Verfügung, erbaut neben der Turnhalle an der Jahnstraße. Mit Enno Stramann als sportlichem Leiter folgten erfolgreiche Jahre mit zahlreichen Siegen auf Kreisebene und auch gegen höherklassige Mannschaften wie Bielefeld oder Herford. 1931 starteten die Oldendorfer Fußballer einen zweiten Anlauf, sich als eigenständiger Verein zu organisieren. Im Gasthof Kappelmann gründete man den neuen Verein „Oldendorfer Sport-Club (OSC) und trug von nun an die Vereinsfarben blau und weiß. Wilhelm Vortmeyer, der 1927 bereits dem Turnverein Jahn mit dem Bau der Hindenburghalle eine ideale Sportstätte zur Verfügung gestellt hatte, sorgte nun auch dafür, dass vor der Hindenburghalle ein neuer Sportplatz errichtet wurde. Auf diesem legendären Fußballplatz auf dem Oldendorfer Marktplatz konnte der OSC seine größten Siege feiern. Die erste Mannschaft des OSC entwickelte sich in den 30er Jahren zur erfolgreichsten Mannschaft des Kreises Lübbecke. Gute Kontakte pflegte man auch zu Borussia Dortmund und absolvierte mehrfach Freundschaftsspiele gegen die Reserve des BVB, das letzte Mal in der Vorkriegssaison 1938/39. Durch den mittlerweile eingeführten Militärdienst standen jedoch viele Spieler nicht mehr zur Verfügung, sodass ein normaler Spielbetrieb allmählich nicht mehr möglich war. Zunehmend mischte sich die NS-Führung auch in die Belange der Sportvereine ein, so gab es beispielsweise Vorgaben für die Zusammensetzung der Vorstände und die Verpflichtung zur Zusammenarbeit mit den HJ-Ortsgruppen. 1937 war die Jugendarbeit der Sportvereine komplett der Leitung der Hitlerjugend unterstellt. Während des zweiten Weltkrieges, von September 1939 bis zum Sommer 1945 kam der Vereinssport in Preußisch Oldendorf völlig zum Erliegen.
Direkt nach dem Krieg ließen die Oldendorfer ihren OSC wiederaufleben. Nach Zustimmung des britischen Standortoffiziers nahm der Verein im November 1946 seine Aktivitäten wieder auf. Damit begann die legendäre „Kalwitzki-Ära“: Ernst Kalwitzki, gebürtiger Gelsenkirchener und vor dem Krieg Spieler des FC Schalke hatte es durch den Krieg nach Ostwestfalen verschlagen und in Pr. Oldendorf tat er, was er am Besten konnte: Fußballspielen. Neben Ernst Kalwitzki sorgten zwischen 1947 bis 1950 weitere auswärtige Spieler für Oldendorfer Erfolge: Vier junge deutsche Kriegsgefangene. Diese waren der Fahreinheit 336 der britischen Besatzungsmacht unterstellt und waren in den ehemaligen Arbeitsdienstbaracken der Möbelfirma Holsing untergebracht. Es handelte sich um die Mittelfeldspieler Greschuchna und Quernober, letzterer unverkennbar durch seine auffallenden roten Haare, um den überragenden Mittelstürmer Erich Furas, sowie Jochen Lies, der die Torwartposition innehatte. Zum Training und zu den Spielen erschienen sie regelmäßig in Jacken, an deren Rückenaufdruck man sie eindeutig den 336ern zuordnen konnte. Etwa vier bis fünf Jahre waren sie Spieler des OSC. Nach der Auflösung ihrer Fahreinheit wurden sie von einem Herforder Fußball-Club abgeworben, der ihnen offenbar ein gut bezahltes Angebot machen konnte.
In den Jahren bis 1950 spielte der OSC in der Bezirksklasse und verzeichnete zehnmal mehr Zuschauer als gewöhnlich. Ein besonderes Highlight in dieser Zeit war ein Freundschaftsspiel gegen den schwedischen Fußballclub FC Kumla. Aber auch nach dem Weggang von Ernst Kalwitzki schlug sich die OSC-Elf wacker. 1953 gelang der Wiederaufstieg in die Bezirksklasse und der Kreismeistertitel. Zum 25jährigen Fußballjubiläum 1955 wurde ein großes Sportfest gefeiert, abends lud der OSC zum Ball in die Hindenburghalle ein. Mit dem Bau der Grundschule an der Pestalozzistraße im Jahr 1958 wurde der dortige Sportplatz die neue Spielstätte des OSC, der 1957 sogar von einem Aufstieg in die Landesliga geträumt hatte. Knapp scheiterten die Oldendorfer jedoch am Saisonende gegen den MSV Minden und verloren unglücklich die Tabellenführung. In den Folgejahren kam es mehrfach zu kompletten Umbrüchen in der Zusammensetzung der 1. Mannschaft, was einen Abstieg in die Kreisklasse zur Folge hatte. Das neue junge Team ab Mitte der 60er Jahre hielt sich jahrelang immer nahe an der Tabellenspitze, doch für den Wiederaufstieg in die Bezirksklasse fehlte am Ende immer das letzte Quäntchen Glück.
Am 24. Januar 1972 fusionierten der OSC und der VfL Jahn zum Großverein OTSV. Zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde Jochen Gnegel, der bereits ab 1965 den OSC geführt hatte und zeitlebens ein großzügiger Förderer des Fußballsports in Pr. Oldendorf war. Ebenfalls in den Vorstand berufen wurden Friedhelm Spreen und Walter Bartnik, für die Fußballabteilung war ab jetzt Willi Lohmeyer verantwortlich. In den 70er Jahren wuchs der Fußballjugendbereich enorm an, die „Babyboomer“-Jahrgänge strömten in die Sportvereine und schon die Jüngsten kickten mit Begeisterung in den Knaben- und Miniknaben-Mannschaften. Etliche dieser kleinen Kicker blieben ihrem Sport treu und engagierten sich in späteren Jahren selbst als Jugendtrainer. Durch sie etablierte sich eine Generation später der überregional beliebte „Kiddy-Cup“, bei dem neben den heimischen Mannschaften auch die Nachwuchsteams von namhaften Bundesligavereinen teilnahmen. Sechs Jahre lang zeigten hier die Jüngsten Spieler bis zur D-Jugend ihr Können. Ebenfalls sehr erfolgreich spielten die Altherren-Mannschaften in den 70er und 80er Jahren. Die alten Recken von damals erkämpften sich 1976 und 1984 den Kreispokal und gehörten zu den spielstärksten Teams des Altkreises.
1992 wurde mit dem Bau des neuen Sportplatzes am Offelter Weg begonnen, der zwei Jahre danach eingeweiht wurde. Doch erst mit der Errichtung des Vereinsheims wurde diese Spielstätte komplettiert. Von Juni 2006 bis September 2007 wurde dieses Projekt mit großem Enthusiasmus und hohem Arbeitseinsatz besonders der Fußballabteilung fertiggestellt und bildet seither den Mittelpunkt des Vereinslebens. Heute hat die Förderung des Jugendfußballs im OTSV einen unverändert hohen Stellenwert; gespielt wird in den Altersklassen von U7 bis U19. In den höheren Altersklassen gibt es Zusammenschlüsse mit den Nachbarvereinen aus Holzhausen und Börninghausen zu einer „Jugendspielgemeinschaft Limberg“. Die 1. Herrenmannschaft des OTSV spielt in der Kreisliga B, die Altherren-Mannschaften nehmen regelmäßig an den Hallenturnieren teil.