Endlich: Grünes Licht für Kunstrasenplatz!

  • 28. Oktober 2022

NW vom 27.10.2022, Bericht von Sandra Spieker

Es war ein zähes Ringen:

Nachdem ein Ratsmitglied noch eine Überraschungslösung aus dem Ärmel schüttelte, votierte der Rat für die ursprüngliche Planung.

15 Jahre: Die wurden immer wieder genannt, wenn es um die Planung für einen neuen Kunstrasenplatz in Pr. Oldendorf geht. So lange wird über einen Neubau diskutiert – und das Thema immer wieder vertagt, auch als die Förderzusage von 750.000 Euro schon da war. Am Dienstagabend hat nun der Rat der Stadt in namentlicher Abstimmung mehrheitlich grünes Licht für den Neubau eines Allwetterplatzes am Offelter Weg gegeben.

Für eine Überraschung sorgte Ratsmitglied Bernd Lömker (UEB), der am Tag der Sitzung noch einen Alternativvorschlag präsentierte. So viele Zuhörer waren in den vergangenen Jahren selten bei einer Ratssitzung. Vereinsmitglieder des OTSV und auch aus den anderen beiden Sportvereinen verfolgten die Diskussion in der Aula der Sekundarschule. Ihrem Ärger Luft machten sie angesichts des „Überraschungsvorschlages“ von Bernd Lömker, der kurz vor der Sitzung mit einem neuen Vorschlag für einen Sportplatz-Neubau um die Ecke kam. Die Idee sei ihm leider erst jetzt gekommen, sagte er zu Beginn. Er sitze zwischen den Stühlen. Auf der einen Seite als Ratsmitglied sage er: „Das Geld haben wir nicht.“ Auf der anderen Seite sei er aber auch Sportler und Vertreter des Fußballverbandes. „Ich möchte einen Konsens finden.“ Warum die Baustelle nicht einfach 50 Meter verlegen und den neuen Platz anstelle des alten Rasenplatzes bauen?, fragte er. Neben finanziellen Vorteilen bliebe dadurch der Sekundarschule die Wiese erhalten, die Infrastruktur sei schon vorhanden und man müsse keine neue Flutlichtanlage sowie einen Lärmschutzwall bauen, erklärte Lömker.

Die Idee sei sehr überraschend und „schon verrückt“, fand Jan Hendrik Maschke (SPD). Man habe aber das Thema „immer wieder hinausgezögert“. „Jetzt ist es an der Zeit, Farbe zu bekennen. Natürlich haben wir alle Bauchschmerzen damit“, so Maschke. Es ginge schließlich um „richtig viel Geld“, aber man sei „noch nie so nah dran“ an einem Neubau gewesen wie jetzt. Lömkers Idee sei zu kurz gedacht, meinte Maschke. So habe der OTSV ja auch eine Leichtathletikabteilung, die könne nicht auf einem Kunstrasenplatz trainieren. Man könne nicht dem OTSV den Trainingsplatz wegnehmen, sagte auch Thomas Kunzemann (CDU). Denn auch der Platz an der Grundschule werde auf lange Sicht wegfallen, da die Offene Ganztagsschule mehr Platz brauche.

Man müsse sich aber auch die Entwicklung im Verein anschauen, so Lömker. Aus einst 15 Jugendmannschaften vor rund 15 Jahren seien nun fünf geworden. „Die Auslastung ist geringer.“ „Wir können nicht hinter einem Neubau stehen“, sagte Janina Huth (FWG) und nannte die Finanzierung und ökologische Aspekte als Gründe. Ähnlich sah es Martin Schiegnitz (Grüne). Man stimme mehrheitlich dagegen. „Wir sind gegen Kunstrasen.“ Im Kontext mit anderen Großprojekten sei ein neuer Sportplatz nicht finanzierbar, so auch Rainer Köster (AfD).

„Wieso kommen wir seit 15 Jahren nicht zu einer Lösung?“, fragte 1. OTSV-Vorsitzender Andreas Vogt in einer Sitzungsunterbrechung. „Warum gibt es kurz vor einer Entscheidung immer einen anderen Vorschlag?“ Alle Vorteile für einen Kunstrasenplatz habe der Verein in ausreichender Weise dargelegt und versucht, Vorurteile zu entkräften. Einen finanziellen Vorteil sehe er in Lömkers Vorschlag nicht, eher noch: „Die Förderung würde definitiv wegfallen.“

In Rage redete sich René Feder, Fußball-Abteilungsleiter im OTSV, der seit Jahren den Rasenplatz am Offelter Weg pflegt. Seit 15 Jahren sei davon die Rede, durch einen Allwetterplatz die Situation für die Kinder und Jugendlichen zu verbessern und nun käme anderthalb Stunden vor der Sitzung ein Anruf mit einem Alternativvorschlag. Dass dieser auch noch von Bernd Lömker komme, darüber sei er „mehr als enttäuscht“. Man habe derzeit nur einen Platz nach DIN-Norm – „und den wollen wir platt machen?“, fragte Feder. Die Trainingszeiten zu organisieren sei schon jetzt schwierig. Hinzu komme noch der Breitensport und der Schulsport. „Die Rechnung geht nicht auf“, so Feder. Dass man Bauchschmerzen mit der Entscheidung habe, könne er nachvollziehen, aber man brauche den neuen Kunstrasenplatz zusätzlich für die Kinder und Jugendlichen – in Pr. Oldendorf und den Stadtteilen.

Am Ende votierte der Rat mehrheitlich bei 19 Ja-Stimmen, zehn Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen für die bestehende Planung.